Wir wussten ja schon aus dem Reisefuehrer, dass man keine Fragen stellen soll, die mit „Ja“ oder „Nein“ zu beantworten sind, weil ein Samoander darauf immer so antwortet, wie es der Fragende hoeren will. Also haben wir uns bemueht, offene Fragen zu stellen („Wo faehrt der Bus nach Apia ab?“ – „Ja! Ja!“ – „Auf welcher Strassenseite?“ – „Ja! Ja!“). Schnell haben wir aber begriffen, dass Samoander grundsaetzlich das sagen, wie es vermutlich im Sinne des anderen ist. Beim ersten Fruehstueck in Apia waren wir erst allein und haben die Butter vom Buffet mit an unseren Tisch genommen. Als ein Samoaner zum Fruehstueck kam, ass er Toast ohne alles, und wir fragten, ob er Butter und Marmaelade moechte, was er sofort verneinte (kurz darauf kam er zu unserem Tisch und nahm sich etwas Butter). Bei unserer Gastfamilie in Saleapaga wurden wir haeufiger mit samoanischen Zusagen konfrontiert, die wir erst lernen mussten, nicht ernst zu nehmen. So wurde uns direkt am Anfang zugesichert, dass fuer Gaeste mit laengerem Aufenthalt Touren angeboten werden, und wir sollten nur sagen, wo wir hin wollen. Zwei Tage spaeter wurde dies Versprechen sofort eingeloest und wir wurden zu vier Punkten gefahren, die der Fahrer ausgesucht hat. Damit hatte es sich dann aber auch. Als wir vorsichtig anfragten, ob wir zu einer Show mit Faa Fafine (Lady-Boys, oder wortwoertlich „wie eine Frau“) gefahren werden koennen, wurden wir nur unglaeubig angesehen. Schliesslich sagte unsere Gastmutter, dass sie am Wochenende Faa Fafine im Haus hat und dass sie die bitten wird, fuer ihre Kids eine Show zu machen (ja, wir gehoerten inzwischen zur Familie...). Natuerlich waren keine Lady-Boys zu Gast, aber wir waren ja erst einmal vertroestet (und bis zum Wochenende haetten wir das Ganze ja eh vergessen oder so). Ganz absurd wurde es, als Ivy (eine Freundin des Hauses, die zur gleichen Zeit wie wir dort Urlaub machte) einen Autounfall hatte und im Krankenhaus lag. Bei der naechsten Fahrt nach Apia wollten wir Ivy besuchen, und als wir gerade am Krankenhaus vorbei fuhren, sagte unser Gastvater, dass er spaeter eh zu ihr will und uns dann mitnimmt. Am verabredeten Treffpunkt sagte er uns, dass es Ivy nicht gut geht und sie keinen Besuch empfangen kann. Wieder zu Hause kam noch einmal die Frage auf, ob und wann wir Ivy im Krankanhaus besuchen koennen, worauf unsere Gastmutter sagte, dass Ivy am naechsten Tag vorbei kommen wird (ist sie natuerlich nicht, sie war noch im Krankenhaus). Dazu kommen die ganzen alltaeglichen „Zusagen“, Verabredungen und Ansagen, die dann nicht eingehalten werden, wie „Ich hole nur eben Gemuese, dann zeige ich euch, wie man einen Korb flechtet; Heute Abend machen wir Musik; Spaeter erarbeiten wir zusammen einen Entwurf fuer das Tor“ oder die Wegbeschreibung des Taxifahrers zur Steinpyramide „Eine halbe Stunde lang einfach dem Weg folgen“, sich der Weg teilte, wir die Pyramide nicht gefunden haben und er hinterher sagte, dass wir auch mindestens eine Stunde lang haetten gehen muessen. Machmal wurden wir aber auch ueberrascht. So sollte mir die Tochter des Hauses am Sonntag Abend einen Tanz-Workshop geben, niemand sprach mehr ein Wort davon, ich hatte es inzwischen unter die Kategorie „samoanische Zusagen“ gepackt, und als wir spaeter am Abend zufaellig in das Hauptfale gingen, war dort die Tochter, die auf mich wartete.