layout/indiewelt_logo.png
 Intro  |  Blog   |  Karten  |  Wir  |  Kontakt  |  Fotos  |

Hochzeit auf Samoa

samoa/P1190709.jpg
In den Fao Fao Beach Fale war eine Hochzeitsgesellschaft untergebracht, und unser Gastvater war zur Hochzeit eingeladen. Die Tochter des Pastors heiratete einen Britisch-Samoaner. Morgens um 10 Uhr sind wir mit zur kirchlichen Trauung gefahren. Aehnlich wie am Sonntag sah man wunderschoene Kleider und Huete, jetzt allerdings farblich bunt gemischt. Zuerst betrat der Braeutigam mit seinen sieben Trauzeugen die Kirche. Der Braeutigam trug einen „normalen“ Anzug, die Trauzeugen trugen einheitlich schwarze Lava Lavas, blaue Hemden und lange, dicke Perlenketten. Dann hoerte man von draussen die Frauen des Dorfes singen, klatschen, trommeln und kreischen, die anschliessend in die Kirche kamen, alle in rote Roecke, weisse Blusen und Blaetterschmuck als Halsketten gekleidet. Schreitenden Schrittes kamen dann die sieben Brautfuehrerinnen herein, alle in individuell geschneiderten Kleidern aus dem selben Stoff. Zuletzt wurde die Braut in langem weissen Kleid mit Schleier von ihren Eltern in die Kirche gefuehrt. Die Hochzeitszeremonie unterlag einem strengen Protokoll, das wir gut mitverfolgen konnten, da alles zweisprachig, also auch in Englisch, gedruckt und einiges in beiden Sprachen abgehalten wurde. Nach ueber einer Stunde (es war heiss und der Braeutigam litt sichtlich unter der Hitze) waren die beiden endlich verheiratat und traten zusammen aus der Kirche. Zusammen mit ihren Trauzeugen verschwanden sie und gingen auf mehrere Autos verteilt auf Huptour durchs Dorf, vielleicht auch zum Fototshooting, denn sie waren bestimmt zwei Stunden weg. In der Zwischenzeit begaben sich die geladenen Gaeste in das benachbarte Gemeindehaus, waehrend in einem daneben gelegenen fale die Frauen des Dorfes zusammen sassen und sangen, klatschten, trommelten und kreischten. Neugierig sind Georg und ich in Richtung des Frauenfales gegangen und sind promt von der Chefin des Frauenkommitees eingeladen worden. Erst hat sie uns dazu eingeladen, mit den Frauen zu singen und zu tanzen (was eine besondere Ehre fuer Georg war, denn als er spaeter noch einmal alleine in die Naehe der Frauen kam, wurde er sofort verscheucht), da die Frauen aber gerade Pause machten, hat sie uns zur Hochzeitsfeier eingeladen. So wurden wir zu den anderen ca. 300 Gaesten an einen Tisch gesetzt, von den Brauteltern begruesst und erst einmal mit Speiseeis (in einer Styroporbox) und Getraenken (so etwas wie Tritrop in einem Plastikbecher) versorgt. Auch das Essen, das es spaeter gab, wurde auf Plastiktellern serviert, jedes mit einer Plastikgabel und einer Plastikhaube versehen. Wir haben dann mitbekommen, dass viele Gaeste ihr Essen gar nicht oder nur halb verzehrt und den Rest mit nach Hause genommen haben. So ist es ueblich, daher auch die praktischen Plastikteller. Vor dem Essen und noch in Abwesenheit des Brautpaares kam der fuer uns unverstaendlichste Teil: das Geschenkedefilee. Mit Ansagen wir bei einer Auktion wurden im Laufschritt Geschenke nach vorne gebracht und einer auf dem Boden sitzenden Frau praesentiert. Seltsam war, dass es ausschliesslich 3 Arten von Geschenk gab: eine gewebte Bodenmatte (insgesamt 36 Stueck, manche davon so gross, dass man bei uns ein Haus nach der Groesse der Matte haette bauen muessen, die wehend durch den Saal getragen und blitzschnell wieder zusammengefaltet und –gerollt wurden), einen Karton Corned Beef (angeblich moegen die Samoaner das und es ist haltbar) oder eine Kombination aus einem Lava Lava, einer Dose Erfrischungsgetraenk und einem Geldschein. Hinterher wurde uns erklaert, dass das die Gegengeschenke der Brautleute waren an Gaeste, die ihnen Geld geschenkt haben. Um Streit und Missgunst zu vermeiden muss jedes Geschenk mit einem Gegengeschenk beantwortet werden. Als das Brautpaar da war, wurde der Wein praesentiert, an den Tischen verteilt und aus Plastikglaesern getrunken, dazu gab es das sehr fleischlastige Essen (zum ersten Mal hatten wir ein Essen ohne Fisch, und wir haben uns gefragt, ob das schon das Riesenschwein und Teile des Rindes waren, die draussen herum lagen, aber das waren wohl auch Geschenke). Nach dem Essen wurde abwechselnd eine Rede gehalten (vom Dorfchef, vom Onkel aus England und von anderen) und zur Livemusik getanzt. Beeindruckend war, dass die Leute wie auf Knopfdruck ausgelassen tanzten, diszipliniert am Tisch sassen und den Reden zuhoerten und wieder ausgelassen tanzten, immer im Wechsel. Kaum erklang der erste Ton, spuerte ich eine Hand auf meiner Schulter und ein Samoaner gab mir zu verstehen, ihm auf die Tanzflaeche zu folgen. Von dort aus sah ich kurz darauf eine Frauenhand um Georgs Kinn und auch er war auf der Tanzflaeche. Gegen 15 Uhr verabschiedeten sich die ersten Gaeste und die Feier war bald darauf beendet. Erst im Nachhinein haben wir erfahren, welch illustre Gaeste anwesend waren. Die Frau, die auf dem Boden sitzend die Geschenke entgegen genommen hat, war die Tochter einer samoanischen Prinzessin, die zur Pastorenfamilie gehoert. Und vielleicht waren wir zusammen mit dem samoansichen Premierminister auf der Tanzflaeche, ohne es zu wissen, denn der ist der Onkel der Braut. Vielleicht ist er uns in anderer Hinsicht aufgefallen, denn einige Gaeste trugen Bonbonketten um den Hals – wie wir spater gelesen haben, eine besondere Auszeichnung fuer besondere Gaeste. Am naechsten Tag haben wir uns mit den Brautleuten unterhalten und auf die Frage, ob sie jetzt schoen ihre Flitterwochen auf Samoa verbringen, antwortete er vehement, dass er froh ist, so schnell wir moeglich nach England zurueck zu fahren.





© 2011 - 2015 www.indiewelt.com erstellt mit www.webseitenmanager.net