In Kampong Chhnang sind wir in einer kleinen Stadt gelandet, in der es kaum Touristen gab und kaum jemand Englisch sprach. Zum Glueck hat sich doch immer jemand gefunden, der wenigstens ein paar Woerter Englisch konnte.
So wurden wir bei der Busankunft nicht von Tuk Tuk-Fahrern umzingelt, sondern von 2 Mopedfahrern, die uns zu einem Hotel gefahren haben. Die sagten uns auch, dass noch 3 andere Touristen in der Stadt seien.
Unserem Hotel gehoerte kein Restaurant an, so dass wir auf die Suche nach Essbarem losgezogen sind. Restaurants haben wir erst einmal nicht gefunden und haben stattdessen auf dem Markt gegessen. Zum Glueck gesellte sich gleich jemand zu uns, der sich freute, ein bisschen Englisch zu sprechen und der bei der Bestellung helfen konnte.
Anschliessend sind wir zum Flussufer gegangen. Eigentlich wussten wir gar nicht, dass wir in der Naehe des Flusses waren, denn von einem Fluss war weit und breit nichts zu sehen. Dass in der Regenzeit hier alles unter Wasser steht, war nicht zu erkennen, ausser dass alle Haeuser auf hohen Stelzen gebaut waren. Spaeter haben wir erfahren, dass zur Regenzeit der Wasserspiegel um bis zu 4 Meter ansteigt, keine Wege mehr existieren und die Bewohner sich nur mit dem Boot fortbewegen.
Alle Kinder, die uns sahen, riefen uns strahlend und winkend „hello“ zu und manche warfen uns sogar eine Kusshand zu. Allderdings hatten ganz kleine Kinder auch Angst vor uns, da sie vorher noch nie „Weisse“ gesehen hatten.
Wir hatten doch noch ein Restaurant ausfindig gemacht, zu dem wir abends im Stockdunkeln hingegangen sind. Bier zu bestellen war recht einfach, auch wenn uns erst direkt ein Koerbchen mit 6 Flaschen hingestellt wurde, wie alle anderen (einheimischen) Gaeste das bestellten. Zu essen hatten wir von der zweisprachigen Karte zwei Rindfleischgerichte ausgewaehlt. Laut Reisefuehrer wird in Kambodscha zu jedem Essen Reis serviert , dem ist nicht so, aber dementsprechend gab es im kleinen Woerterbuch des Reisefuehrers keinen Eintrag zu „Reis“. Und Reis mit Haenden und Fuessen zu bestellen, wenn die Bedienung nur sagt „I do not speak english“, war schon ein kleines Kunststueck. Das Fleisch war superzaeh und die musikalische Beschallung wurde immer lauter und droehnender, und zwar im Doppelpack, von unserem Restaurant und von der Bar nebenan.
Mopedtour
Fuer den naechsten Tag hatten wir uns mit unseren Mopedfahrern zu einer Tour verabredet.
Zunaechst sind wir durch die Gegend mit den Stelzenhaeusern gefahren. Jetzt am Morgen lagen die Wege voller Chilis zum Trocknen.
Dann sind wir zum Fluss gefahren, wo wir eine anderthalbstuendige Bootstour gemacht haben. Mit dem Stechpaddel wurden wir durch das schwimmende Dorf befoerdert, das von Vietnamesen bewohnt ist.
Je nach Wasserstand befindet sich das Dorf schon mal ein paar Kilometer entfernt, so aber, am Ende der Trockenzeit waren die Haeuser am Flussufer der Stadt verankert.
Wir konnten beim sonntaeglichen Leben der Bewohner zuschauen.
Der Fernseher lief,...
Fisch wurde zubereitet,...
Fischernetze geflickt,...
in der Haengematte geschauket.
Die schwimmende Dorfschule.
Und wir konnten zusehen, dass der Fluss das Wasser fuer alles liefert. In dem Wasser wurde gefischt, geschwommen, getaucht, in das Wasser wurde gepinkelt und gekackt, mit dem Wasser wurde Waesche gewaschen, geduscht und gespuelt.
Kleine Kinder hingen an der Reeling und verrichteten ihre „Geschaefte“ direkt ins Wasser.
Fuer mehr Diskretion sorgen Toilettenhaeuschen mit direkter Oeffnung ins Wasser.
Und auch hier wurden wir wieder von allen Kindern herzlich gegruesst.
Anschliessend ging es am Fluss entlang zu einem weiteren Dorf auf Stelzen, dessen Bewohner Muslime waren.
Hier hatten wir Gelegenheit, das Dorf zu Fuss zu erkunden und waren wieder mitten drin im Leben. Und auch hier wieder die winkenden lachenden Kinder.
Zwischendurch wurden wir mit einer Kleinigkeit zu essen versorgt. Es gab fuer uns jeweils eine „Essstange“ aus frittiertem Bananenteig und eine gerade verbluehte Lotusblume, deren Samen wir herausgepuhlt und gegessen haben, beides sehr lecker.
Beim Herumschlendern kamen wir zu einem buddhistischen Kloster, dessen Vorsteher sich mit uns recht lange unterhalten hat, froh darueber, Englisch sprechen zu koennen.
An einer Essbude haben wir dann eine ausgiebige Mittagspause gemacht. Unser Guide hat noch schnell Kochzutaten besorgt, und uns dann dort allein gelassen, da er zu Hause seine Kuehe versorgen musste. In der Wartezeit wurden wir lecker bekocht und hatten nach dem Essen Zeit fuer eine Siesta.
Als wir auf die Toilette mussten, wurden wir erst gefragt, ob „gross oder klein“. Georg wurde zum Pinkeln an einen Zaun geschickt, ich wurde hinter einen Vorhang ins Haus verwiesen. Im "Bad" gab es Waschschuesseln, Zahnbuersten und Waesche, die zum Trocknen hing, aber keine Kloschuessel.
Ich sollte einfach auf den Boden machen.
Nach der Mittagspause wollten wir eigentlich in ein Toepferdorf fahren. Wir kamen aber an einer Feier vorbei, wo wir eine Weile haengen geblieben sind. Diese Feier fand ein Jahr nach einer Totenzeremonie statt. Uns wurde erklaert, dass bei Totenfeiern Nachbarn und Freunde der Familie der Verstorbenen Geld schenken, wovon dann spaeter eine solche Feier finanziert wird.
Das grosse Essen hatten wir gerade verpasst, und alles Geschirr war schon im Hinterhof abgewaschen worden.
Aber nach wir vor gab es Live-Musik, Tanz und Kokosrhum. Georg wurde gut mit diesem vergorenen Getraenk versorgt, wir beide wurden immer wieder zum Tanzen aufgefordert und die Kinder fanden es total spannend, fotografiert zu werden, um sich dann auf dem Display zu sehen.
Erst hatten wir viel Spass, aber mit der Zeit wurden die Partygaeste immer betrunkener und teilweise aggressiv, der Boden vom Regen immer matschiger, und unser Guide und Mopedfahrer schien mir alles andere als nuechtern. Ich wollte eigentlich nur noch weg, aber es regnete unserem Guide noch zu stark.
Irgendwann sind wir dann doch weitergefahren, alle Toepfereien hatten geschlossen, da angeblich alle auf der Feier waren, den Aussichtspunkt haben wir aufgrund des Wetters ausgelassen und haben stattdessen am Ende noch der Familie unseres Guides zu Hause einen Besuch abgestattet.
Seine Frau haben wir zum Schluss mit nach Kampong Chhang genommen und sassen zu dritt auf dem Moped.
Abends wollten wir nicht noch einmal im Dunkeln durch die Strassen laufen auf der Suche nach Essen, so dass wir uns nur gegenueber Chips oder anderes Knabberzeug besorgen wollten. Es gab aber nichts. Als wir wieder mit leeren Haenden und Maegen im Hotel waren, hat uns unsere Gastmutter eingeladen, mit ihr zu essen. Es gab Reis und Fisch, sie entschuldigte sich, dass der Reis nicht frisch gekocht war, aber war froh, Gesellschaft beim Essen zu haben. Sie findet, in Gesellschaft schmeckt es besser, aber seit die Kinder aus dem Haus sind, muessen ihr Mann und sie immer allein essen. Sie sprach kein Wort Englisch und als Uebersetzer fand sich ein weiterer Hotelgast, ein Amerikaner, der seit einigen Jahren in Kambodscha lebt.